Lukas Nehrenberg
5/5
Ich bin eher durch Zufall über das Spiel gestolpert und fand das Konzept sofort super interessant. Ich suche schon lange nach einem Brettspiel, welches den Flair der alten Echtzeitstrategiespiele meiner Jugend (AOE, Stronghold, ect.) versprüht, bis dato ohne Erfolg.
Als ich dann den Preis gesehen habe, musste ich erst echt schlucken. Also habe ich bei Felix eine Einführungsrunde über den Tabletop Simulator auf Steam gebucht. Das hat auch recht kurzfristig geklappt und war völlig kostenlos. Felix hat mir das Spiel anschaulich erklärt und auch diverse Hilfestellungen für taktische Manöver gegeben, auf die ich von selbst wahrscheinlich nicht so schnell gekommen wäre.
Nach der Testrunde habe ich Tactical Table War dann umgehend bestellt. Es macht einfach mega viel Spaß und ist wirklich toll durchdacht. Besonders die Tatsache, dass man seine Einheitenwerte vor einem Spiel selbst bestimmen kann (alles natürlich im Rahmen, anhand pro Einheit festgelegter Mindestwerte und freien Punkten, die man nach Belieben verteilen darf), finde ich total spannend. Das sorgt für den einen oder anderen Überraschungsmoment, da der Gegner die Einheitenwerte erst zu sehen bekommt, wenn er gegen die entsprechende Einheit kämpft. Bogenschützen haben eine lange Angriffs-Reichweite, sind aber verhältnismäßig schwach? Denkste! Meine Bogenschützen schießen nun zwar nur drei Felder weit, sind aber brutal stark! Die Standardwerte der Bogenschützen betragen 2 Angriff, 5 Reichweite und 3 Bewegung (10 Punkte insgesamt). Wenn ich ihnen nun aber nur 3 Reichweite (Mindestwert), 2 Bewegung (Mindestwert) und dafür aber ganze 5 Angriff (1 Punkt Mindestwert + 4 frei verteilbare Punkte) verpasse, sorgt das garantiert für einen verdutzten Gegenspieler, der sich aufgrund der völlig falsch kalkulierten Angriffsstärke der Einheit schnell eine ganz neue Taktik überlegen muss und im Idealfall sogar eine seiner starken Einheiten verloren hat. Super, ein ganz toller Einfall des Designers! Dadurch kann man das Spiel auch klasse mit eigenen Figuren spielen und anhand der Einheitenwerte deren Charakter widerspiegeln. Ob nun mit Figuren aus dem Ü-Ei, Miniaturen von Warhammer oder ähnlichen Sytemen oder den alten Gummischlümpfen von Schleich... The Sky is the Limit.
Neben dem hochwertigen Holzinlay bekommt man die Anleitung, laminierte Sheets mit Einheitenwerten, sodass man diese mit wasserlöslichen oder trockenradierbaren Stiften leicht beschreiben kann, Unmengen an Landschafts- und Einheitenplättchen, die zwar relativ dünn sind, aber trotzdem einen sehr stabilen Eindruck machen (die Plättchen sind wohl mit Folie überzogen) und ausreichend schön marmorierte Würfel. Alles wirkt durchweg wertig.
Mich hat das Spiel restlos überzeugt und ich freue mich schon riesig auf die ersten Runden am heimischen Tisch. Vielleicht bekomme ich ja sogar meine Freundin dazu, mit mir zu spielen, wenn ihre Einheiten von Happy Hippos dargestellt werden. 😉 Hätte man das Spiel auch billiger produzieren können? Ja, definitiv! Allerdings sei gesagt, dass alles regional in kleinen Auflagen gefertigt wird und Felix die Spielteile zuhause ausstanzt, den Karton faltet, das Inlay lasert usw. Das spiegelt sich natürlich auch im Preis wieder. Man merkt einfach, dass sehr viel Liebe darin steckt. Ob das alles einem der Preis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mit war es das, da das Spiel richtig toll ist und ich lieber ein Spiel habe, was ich quasi unendlich oft spielen kann und werde, statt 2 zum gleichen Preis, die nach wenigen Runden dann mit hundert anderen im Regal versauern. Dass der Karton schön klein ist und man es ohne Probleme überall mit hinnehmen kann, ist ein weiterer Pluspunkt. Ich freue mich bereits sehr auf die kommende Erweiterung!